Erschienen im Ressort Selb am 15.11.2010
von Andreas Godawa
Erkersreuth - Der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft wurde am Sonntag bei Gedenkfeiern zum Volkstrauertag in Selb, Schönwald und Hohenberg gedacht. Ein besonderer Gast war zu der Feierstunde in Erkersreuth gekommen: Christian Schmidt, Staatssekretär im Bundesverteidigungsministerium. Vor der Feier hatte er auf Einladung von Pfarrer Dr. Jürgen Henkel im Gottesdienst eine Kanzelrede zum Thema "Verteidigungs- und Sicherheitspolitik aus christlicher Sicht" gehalten. Am Ehrenmal neben der evangelischen Kirche legte er anschließend im Namen des Bundesverteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg einen Kranz nieder.
Zwei Kränze liegen vor dem Kriegerdenkmal neben der evangelischen Kirche in Erkersreuth: der Kranz der Stadt Selb und der des Bundesverteidigungsministeriums. Niedergelegt haben sie der zweite Bürgermeister der Stadt Selb, Dr. Hermann Friedl und Staatssekretär Christian Schmidt (von links). Rechts im Bild Pfarrer Dr. Jürgen Henkel. Foto: Godawa
Schmidt erinnerte in seiner kurzen Ansprache nicht nur an die gefallenen Soldaten und Zivilisten der beiden Weltkriege. Vor wenigen Wochen habe er an der Einweihung des deutschen Soldatenfriedhofes in Eger teilgenommen. Der Gedanke eines ehemaligen KZ-Häftlings sei ihm dabei im Gedächtnis geblieben: Es gehe vor allem um eine "Versöhnung über den Gräbern". Dies bleibe auch zukünftig eine große Aufgabe.
Heute gehe es außerdem darum, dafür Sorge zu tragen, dass die Menschen nicht wieder von Terror und Massenvernichtungswaffen bedroht werden, so Schmidt. 44 Soldaten und Zivilangestellte der Bundeswehr hätten dafür in Afghanistan ihr Leben gelassen.
Schmidt bat die Öffentlichkeit darum, die heimkehrenden Soldaten spüren zu lassen, dass sie in der Heimat willkommen seien. Die Anteilnahme, die er in Erkersreuth erfahren habe, werde er mitnehmen, wenn er am heutigen Montag nach Kundus und Masar-i Scharif aufbreche.
Zuvor hatte der zweite Selber Bürgermeister, Dr. Hermann Friedl, angemahnt, man solle sich gerade am Volkstrauertag über die Bedeutung der Vergangenheit bewusst werden. Die Öffentlichkeit neige zum schnellen Vergessen. Man sei es jedoch den Opfern schuldig, sich an das Leiden und Sterben während des Krieges zu erinnern.
Es gehe aber auch darum, aus dem Schrecken der Vergangenheit die richtigen Schlüsse zu ziehen. Der Volkstrauertag sei somit ein Tag des Gedenkens, aber auch des Nachdenkens, ein Tag der Erinnerung, des Mitgefühls und der Verbundenheit über Generationen hinweg.
"Ein Anrecht auf Solidarität haben auch alle Frauen und Männer, die gegenwärtig bei Auslandseinsätzen ihre Gesundheit und ihr Leben riskieren", so Dr. Friedl. Dabei spiele es keine Rolle, ob man die politische Entscheidung zu den Einsätzen für richtig oder falsch halte.
Pfarrer Dr. Jürgen Henkel sagte, der Volkstrauertag sei zwar kein kirchlicher Feiertag, aber es gehe darum, dass Menschen gegen Gottes Gebot der Liebe und des Friedens verstoßen haben. Der Volkstrauertag mahne zur Rückschau, aber auch dazu, um Frieden, Freiheit und Versöhnung zu bitten und zu beten.
Nach der Kranzniederlegung, zu der zwei Luftwaffensoldaten des Landeskommandos Bayern die Ehrenwache stellten, spielte ein Trompeter des Heeresmusikkorps Veitshöchheim "Der gute Kamerad".
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